Siebdruck zu Hause selber machen
Ein „Selfmade-freundliches“ Druckverfahren ist der Siebdruck. Vergleichen zu den digitalen Druckverfahren ist er mit wenig Geld und mit nur wenig Aufwand zu Hause umsetzbar und eignet sich ideal als Aktion an Kindergeburtstagen oder um personalisierte Geschenke herzustellen.
Was wird benötigt?
Siebdruck-Komplettsets gibt es bereits ab 100,- Euro im Netz zu kaufen. Zunächst sollte man sich allerdings Gedanken darüber machen, wie groß man drucken möchte. Denn für jede Größe (z.B. DIN A3 oder DIN A4) wird ein eigenes Sieb benötigt. Natürlich lässt sich auf einem A3-Sieb auch ein A4-Motiv drucken, wir empfehlen das allerdings nicht.
Im Set sind die allerwichtigsten Komponenten wie das Sieb, Fotoemulsion, Belichtungsfilme, Rakel, Farbe, Reinigungschemie und Beschichtungsrinne bereits enthalten. Sollte sich in deinem Set keine UV-Belichtungslampe befinden, musst du diese zusätzlich beschaffen. Du kannst entweder eine fertige Lampe, oder eine Glühbirne kaufen, mit der du die Schreibtischlampe umfunktionieren kannst.
Was wird sonst noch benötigt?
Damit du das Motiv auf den Belichtungsfilm drucken kannst, brauchst du einen Laser- oder Tintenstrahl-/Injektdrucker. Für beide Druckertypen findest du die passenden Belichtungsfilme im Netz. Achtung: verwende für Laserdrucker niemals Belichtungsfilme für den Tintenstrahldrucker, da diese aufgrund der Hitze, die beim Druckvorgang entsteht, schmelzen würden.
Wir empfehlen zudem das Tragen einer Schutzbrille, Handschuhen und ggf. eines Malerkittel. Hast du alle Materialien zusammen, kann es mit dem eigentlichen Druck losgehen. Plane hierfür ab Beginn ca. einen ganzen Tag, besser zwei Tage ein, da das Sieb eine gewisse Trocknungszeit benötigt.
Schritt 1 – Vorbereitung der Druckgrafik
Damit du überhaupt etwas drucken kannst, benötigst du eine Druckgrafik. Als Druckgrafik wird das zu druckende Motiv bezeichnet. Du kannst diese Grafik in einem beliebigen Grafikprogramm anlegen – zum Beispiel Adobe Illustrator. Falls du kein Geld ausgeben möchtest, kannst du auf die kostenlose Testversion von Affinity Designer zurückgreifen. Natürlich kannst du auch jedes x-beliebige Programm benutzen. Wichtig ist nur, dass es Vektorgrafiken erstellen kann. Denn diese werden für den Druck gebraucht.
Lege deine Grafiken in Volltonfarbe an und verwende keine Transparenzen. Auf diese Weise kannst du sicherstellen, dass später hochdeckend gedruckt wird. Auf Farben solltest du gänzlich verzichten. Da wir den Belichtungsfilm später nur als Schablone benutzen, wäre das für unser Vorhaben auch nur reine Verschwendung.
Schritt 2 – Drucken der Druckgrafik auf den Belichtungsfilm
Du kannst die Druckgrafik entweder als PDF/X4 exportieren, um sie später von uns auf andere Produkte drucken zu lassen, oder du druckst direkt aus der Grafiksoftware heraus.
Beim Einlegen des Druckfilmes in den Drucker ist es wichtig, dass die transparente Folie eine Druckseite und eine Belichtungsseite hat. Auf die Druckseite muss das Druckmotiv gedruckt werden. Welche Seite die Druckseite ist kannst du ganz einfach herausfinden, indem du den Film mit befeuchteten Fingern anfasst. Die Druckseite wird klebrig sein, während die Belichtungsseite unverändert bleibt.
Schritt 3 – Sieb reinigen
Das Drucksieb benötigt neben der Druckgrafik unsere meiste Aufmerksamkeit. Du solltest das Sieb gut und sorgsam behandeln, damit du viel und lange Spaß damit haben kannst.
Als Erstes reinigen wir das Sieb. Hierfür solltest du einen speziellen Entfetter verwenden, den du auf beide Seiten auftragen kannst. Nach kurzem Einweichen muss das Sieb mit einem leichten Wasserstrahl ausgespült werden. Das Entfetten ist wichtig, damit keine Maschen des Siebes verstopft sind und die Fotoemulsion später besser haftet.
Schritt 4 – Sieb beschichten
Für diesen Schritt solltest du dich gut vorbereiten. Wenn das Sieb nicht korrekt beschichtet ist, kann der Druck später „auslaufen“ oder nicht deckend genug sein.
Um das Sieb zu beschichten, benötigst du die Fotoemulsion und die Beschichtungsrinne. Bitte beachte bei diesem Schritt, dass Fotoemulsion aushärtet, sobald UV-Licht auf die fällt. Schalte also wenn möglich eine neutrale Gelblichtlampe ein. Die Gelblichtlampe ist in vielen Einsteigersets bereits enthalten. Optional kannst du sehr stark gedimmtes Raumlicht verwenden. Auf Sonnenlicht solltest du gänzlich verzichten, da dieses sehr UV-haltig ist.
Die Beschichtungsrinne füllst du mit ausreichend Emulsion. Dabei sollte der gesamte Boden der Rinne bedeckt sein. Wenn du ein Sieb von Siebdruckversand verwendest, beginne mit dem nächsten Step auf der Sieb-Seite, auf der der rote Gewebekleber aufgetragen ist (Druckseite). An dieser setzt du die Beschichtungsrinne mit leicht geneigtem Winkel an, sodass die Emulsion in der Rinne nach vorne bis an das Siebgewebe fließt. Anschließend ziehst du die Rinne so gerade wie möglich am Sieb entlang nach oben, sodass ein dünner Film Emulsion auf das Siebgewebe aufgetragen wird. Setze dann die Rinne ab und wiederhole diesen Schritt auf der anderen Sieb-Seite (Rakelseite).
Achtung: die Beschichtungsrinne hat zwei Seiten: eine abgerundete und eine scharfkantige. Anfänger sollten die scharfkantige Seite verwenden, um einen sauberen Auftrag zu erhalten. Fortgeschrittene und erfahrene Siebdrucker verwenden gerne die runde Seite, um absichtlich einen höheren Emulsionsauftrag zu erreichen.
Tipp: Die Rakelseite ist die, die von einem erhöhten Rand umgeben ist. Auf der Druckseite befinden sich Rahmen und Gewebe auf einem Niveau. Oftmals ist diese Seite farbig markiert (durch den Gewebekleber).
Schritt 5 – Beschichtetes Sieb trocknen
Das beschichtete Sieb muss trocknen, bevor das Motiv belichtet werden kann. Wenn du keinen Trockenständer hast, kannst du das Sieb aufrecht in einen Kleiderschrank oder in einen abgedunkelten Raum stellen. Wichtig ist, dass die Luftfeuchtigkeit an dem Ort, an dem du trocknen möchtest, zwischen 40 % und 60 % liegt. Höher sollte die Luftfeuchtigkeit jedoch nicht sein, da die Fotoemulsion während dem Trocknen Wasser zieht.
Der gesamte Trocknungsprozess dauert im Sommer etwa zwei bis drei Stunden, wenn du ihn nicht mit einem Gebläse beschleunigst. Arbeitest du mit einem solchen Hilfsmittel, solltest du auf einen ausreichenden Abstand zwischen dem Sieb und dem Gebläse achten, da die Emulsion anfangs noch nicht sehr hitzebeständig ist. Im Herbst und Winter kann die Trocknung bis zu 8 Stunden dauern. Ob das Sieb trocken ist, merkst du, wenn du die beschichtete Druckseite an deine Wange „reibst“: klebt sie, ist das Sieb noch nicht getrocknet. Ist sie hingegen glatt und weich, kannst du mit dem nächsten Schritt weitermachen.
Achtung: ab dem Moment der Beschichtung darf kein (UV)-Licht mehr auf die Emulsion fallen, da diese bei einer Belichtung frühzeitig aushärten und deine Arbeit so sinnlos werden kann. Trocknet die Emulsion vor der Belichtung aus, musst du das Sieb entschichten und von vorne beginnen.
Schritt 6 – Sieb belichten
Um das Sieb zu belichten, brauchst du die UV-intensive Belichtungslampe und das Druckmotiv auf dem Belichtungsfilm. Um Unterbelichtung zu vermeiden, solltest du außerdem eine tiefschwarze Belichtungsunterlage bereitlegen. Diese kann aus einer Holzplatte, bespannt mit einem schwarzen Tuch bestehen, die etwas größer ist als das Sieb, sodass du es während dem Belichten unter das Sieb legen kannst.
Auch während der Vorbereitung für die Belichtung sollte kein Licht auf das Sieb fallen. Lege den Belichtungsfilm auf die Druckseite des Siebes und richte sie mittig dem Siebgewebe aus. Du kannst den Belichtungsfilm mittels Tesafilm auf dem Gewebe fixieren und diesen anschließend auf die schwarze Belichtungsunterlage legen (die Druckseite mit dem Motiv muss nach oben zeigen). Als Alternative zum Tesafilm empfehlen wir eine saubere Plexiglasplatte, die du auf die Druckseite und das Motiv legen kannst. So wird auch ein gewisser Anpressdruck erzeugt und das Druckbild wird randscharf.
Die Belichtungslampe richtest du so aus, dass sie einen Abstand von etwa 50 – 60 cm vom Drucksieb hat und senkrecht von oben auf dieses herunter leuchtet. Wenn du ein größeres Sieb verwendest, benötigst du einen größeren Abstand. Verwendest du ein sehr viel kleineres Sieb, verringere den Abstand.
Schalte die Belichtungslampe ein und lasse das Motiv etwas für 10-15 Minuten belichten. In dieser Zeit solltest du im Raum eine Sonnenbrille tragen und das Sieb nicht bewegen. Nach 15 Minuten, kannst du mit dem nächsten Schritt fortfahren.
Schritt 7 – Motiv aus dem Sieb auswaschen
Damit du mit dem Sieb drucken kannst, muss das Motiv ausgewaschen werden. Hierzu entfernst du zunächst den Belichtungsfilm. Bitte führe diesen Schritt noch unter Dunkelheit aus, ab Schritt 8 kannst du das Licht wieder einschalten.
Spüle das Sieb mit einem moderaten Druck ab. Kurze Theorie-Einheit: da die Emulsion während dem Belichten fest wird härtet sie an den Stellen aus, an denen kein Toner auf dem Belichtungsfilm war – denn diese Stellen sind lichtdurchlässig. An den bedruckten Stellen fällt kein Licht auf das Sieb und diese Bereiche bleiben weich und lassen sich auswaschen (rastern).
Wenn du die gesamte Emulsion ausgewaschen hast, solltest du das Motiv kontrollieren. Hierzu kannst du – wenn du sicher bist, dass sich keine großen, nicht belichteten Bereiche mehr im Gewebe befinden – das Licht einschalten. Überschüssige Emulsion kannst du dann nachträglich auswaschen, während du „Löcher“ in der ausgehärteten Emulsionsschicht mit speziellem Gewebekleber oder starkem Tesafilm (die Schicht sollte sehr dünn sein) verschließen kannst.
Schritt 8 – Nachbelichtung
Nicht zwingend notwendig aber wichtig für die Haltbarkeit – die nachträgliche Belichtung. Belichte hierzu das Sieb wie in Schritt 6 noch einmal für fünf Minuten. Dieses Mal verzichte aber auf den Belichtungsfilm und die Belichtungsunterlage. Die Nachbelichtung fixiert die Fotoemulsion und macht sie resistenter gegen Rakelabrieb.
Schritt 9 – Drucken
Endlich kann es losgehen mit dem Druck. Wenn du Textilien wie T-Shirts, Pullover, Kissenbezüge oder Schürzen bedrucken möchtest, solltest du für den Druck eine wasserbasierte Farbe verwenden, da diese einfacher zu verarbeiten sind. Es gibt auch Plastisolfarben, die eine höhere Deckung erreichen, jedoch nicht anfängerfreundlich sind. Für die Trockung der Plastisolfarbe wird außerdem ein Flashdryer oder ein Trockentunnel benötigt. Beide Geräte sind üblicherweise nicht für Anfänger geeignet, unter anderem aufgrund des hohen Anschaffungspreises.
Für den Druck von Papier und Kartonage wird eine andere Farbe verwendet als für Textilien. Wenn du dich für die Siebdruckversand-Variante entscheidest, gilt: Für Texilien verwendest du die Texprint AQ auf Wasserbasis und für Papier und Kartonage solltest du zu PapyroPrint greifen. Wenn du letztere vor hast, musst du einen sogenannten Absprung ankleben. Der Absprung ist ein Abstandhalter zwischen Sieb und Druckmotiv, der einen Abstand von etwa 3-5 mm sicherstellt. Als Absprung genügt ein zweifacher Eisstiel oder Münzen.
Die Farbe – egal, welche du verwendest – muss auf das Sieb aufgetragen werden. Häufe hierzu eine Art Wall auf der kurzen Siebseite (Rakelseite) an und verstreiche die Farbe mit der Rakel zu einer dünnen Schicht auf der gesamten Rakelseite. Beachte bitte, dass du hierbei keinen Druck ausübst, damit die Farbe nicht frühzeitig durch das Gewebe gepresst wird und schmiert, wenn du das Sieb auf das Druckmotiv legst.
Lege das Drucksieb mit der Druckseite – wir nehmen an, du druckst auf ein T-Shirt – auf das flach gestrichene Druckmotiv und richte es aus. Wenn das Motiv mittig (oder über der gewünschten Stelle) liegt, ziehe die Rakel mit einem hohen Anpressdruck über die Rakelseite, sodass die Farbe durch das Gewebe auf das Druckmedium gedrückt wird. Bei Bedarf kannst du mehrmals rakeln. Achte aber darauf, das Sieb zwischen zwei Rakelzügen nicht zu bewegen, damit das Motiv nicht schmiert. „Flute“ das Sieb anschließend in der Luft wieder mit Farbe und lege es zur Seite.
Schritt 10 – Druckmedium trocknen und Sieb reinigen
In unserem Beispiel kannst du das Shirt zum Trocknen in die Sonne legen oder auf einen Kleiderbügel hängen. Natürlich kannst du – wenn vorhanden – auch einen Trockentunnel oder Flashdryer verwenden.
Das Sieb kannst du mit Wasser und einer Zahnbürste von der überschüssigen Siebdruckfarbe befreien. Schrubbe bitte nicht zu stark, da ansonsten die Emulsionsschicht beschädigt werden kann. Solltest du sie gründlich nachbelichtet haben, ist die Emulsionsschicht resistent gegen das Auswaschen und sollte es ohne Probleme verkraften.
Wenn du erneut drucken möchtest, ist das Motiv nach dem Auswaschen und vollständigen Trocknen für den nächsten Druck bereit. Gelagert werden kann das Sieb in einem schwarzen Müllsack, um eine hohe Langlebigkeit zu erreichen.
Wenn du nicht erneut drucken möchtest, kannst du das Sieb wie in Schritt 11 beschrieben entschichten.
Schritt 11 – Sieb entschichten
Nach dem Druck und bei Motivwechsel kann das Sieb einfach wieder entschichtet werden. Hierzu benötigst du einen Siebentschichter und einen Entschichtungsschwamm. Gebe den Entschichter auf das Sieb und reibe die Emulsion mit dem Schwamm aus. Unterstütze dich dabei selber mittels moderat starkem Wasserstrahl, bis die gesamte Emulsion ausgewaschen ist.
Zusammenfassung und Fazit
Der Siebdruck ist eine interessante und spannende Art, personalisierte Geschenke und Prints herzustellen oder eine kleine Auflage von Firmenkleidung zu produzieren. Jedoch benötigt es ein wenig Vorbereitung, um perfekte Ergebnisse zu erzielen. Wenn du dich aber an die beschriebenen Schritte hältst, kannst du trotz wenig oder gar keiner Erfahrung hochqualitative Prints drucken und bei Bedarf verkaufen.
Falls du dich mit deinen eigenen Prints selbstständig machen oder ein zweites Standbein aufbauen möchtest, dann ist der Siebdruck mit Sicherheit das richtige für dich. Er ist vergleichsweise günstig und leicht durchzuführen. Wenn du jedoch mehrfarbig drucken möchtest, benötigst du für jede Druckfarbe ein eigenes Sieb und um eine korrekte Anordnung der Farbebenen zu erreichen, auch ein kostenintensives Siebkarusell. Im gewerblichen Bereich empfehlen wir außerdem den Druck mit Plastisolfarbe.
Wenn du mehr über den gewerblichen Siebdruck erfahren möchtest, wende dich gerne an uns.